Jedes Jahr steht ein verrückter Kurztrip auf dem Plan. Dieses Jahr sollte es nach Nordafrika gehen. Die Planung begann und nach einiger Zeit stand das Routing fest:
Früh morgens ging es nach Lissabon mit gut sechs Stunden Aufenthalt, dann weiter nach Casablanca. Am nächsten Morgen Flug nach El Aaiun und Abend wieder zurück. Den darauffolgenden Vormittag Flug nach Tunis und nach einer Übernachtung zurück nach Deutschland.
Freitag im September 2023, es ist noch sehr früh am Morgen, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber der Flug nach Lissabon startete um 6 Uhr. Beziehungsweise sollte, denn erst mit etwa 30 Minuten Verspätung hob die Embraer der TAP ab und nach etwa 3 Stunden landeten wir in Portugals Hauptstadt. Erst um kurz vor drei sollte es weitergehen, genug Zeit um etwas das Zentrum zu besichtigen. Per U-Bahn und über zahllose Treppen ging es in die Innenstadt. Aufzüge oder Rolltreppen suchte man entweder vergeblich oder sie waren defekt.
Vom Praça da Figueira ging es über den Praça Dom Pedro, vorbei an vielen wunderschönen Gebäuden bis zum Praça do Comércio direkt zum Ufer. Das Wetter war sehr schön und angenehm warm. Auch wenn Lissabon prinzipiell sehr hügelig ist, wählten wir bewusst die light Variante. Das Zentrum mit seinem schachbrettartigen Straßenmuster ist relativ eben und genau dort hielten wir uns Großteils auf.
Weiter ging es zur Kathedrale von Lissabon. Diese schauten wir nur von außen an. Wer hinein möchte muss Eintritt zahlen. Fast gegenüber ist die Igreja de Santo António de Lisboa. Eine interessante Kirche mit einer Gruft die Antonius von Padua gewidmet ist. Nun hielten wir uns in nördlicher Richtung, hatten unterwegs Frühstück und Pasteis de Belem, sowie ein passendes Sagres Wegebier. Interessant waren einerseits große Geschäfte, die ausschließlich Sardinendosen verkauften, sowie eine Führung, die aus einem Kanaldeckel inmitten einer Straße auftauchte. Den Abschluss machten wir am Praça da Figueira und fuhren dann mit der U-bahn zurück zum Flughafen.
Wieder mit TAP und diesmal auch pünktlich, hob die Embraer ab. Der Flug nach Casablanca ist mit einer guten Stunde recht kurz.
Dort angekommen klappte die Einreise sehr schnell und wir mussten dann nur unseren Mietwagen abholen. Das gestaltete sich allerdings komplizierter als erwartet. Die Beschilderung im Flughafen ist katastrophal. Mietwagen waren zwar ausgeschildert, aber in verschiedene Richtungen und plötzlich fehlten dann wieder Wegweiser. Auch verschiedene Leute, die wir fragten schickten uns jeweils ans andere Ende des Terminals oder wollten uns gleich eine Taxifahrt andrehen.
Schließlich schafften wir es aber doch noch zu unserem Anbieter Aircar. Da klappte die Anmietung dann auch tatsächlich problemlos. Wir hatten uns für diesen Anbieter entschieden, da die Bewertungen sehr gut waren. Auto war auch soweit in Ordnung, allerdings betrug die Restreichweite nur 5km. Daher erst einmal tanken. Danach wollten wir zur Küste. Doch trotz einiger Liter mehr, änderte sich die Reichweite nicht. Im Gegenteil, sie sank noch weiter. Zur Sicherheit haben wir bei einer anderen Tankstelle noch etwas nachgefüllt und letztendlich blieb danach die Reichweite bei 9km konstant.
Zum Sonnenuntergang kamen wir schließlich am Meer an und fuhren dort entlang bis zur großen Hassan II. Moschee. Für mich war es der zweite Besuch nach 2005. Immer noch ist das mit 200m zweithöchste Minarett der Welt, sowie die gesamte Anlage beeindruckend. Die große Gebetshalle bietet gut 25.000 Personen Platz und die gesamten Dimensionen sind immens. Dennoch wirkt alles durch kunstvolle Verzierungen sehr verspielt.
Zum Abschluss des Tages sind wir in ein Tajin Restaurant im alten Souk der Stadt gegangen. Im La Sqala sitzt man quasi in einem kleinen Garten an der Stadtmauer. Es wird lebhaft zu Live Musik gesungen und getanzt. Die Karte ist klein und da wir spät dran waren, hatten wir kaum noch Auswahl. Dennoch schmeckte es gut.
Für die nächsten zwei Nächte hatten wir ein Hotel am Flughafen gebucht. Auf Grund der weiteren Flüge war das die komfortabelste Lösung. Zudem gab es dort ausreichend kostenlose Parkplätze und kein Verkehrsproblem wie in der Innenstadt.
Samstag morgens nahmen wir den Hotel eigenen Shuttlebus zum Terminal. Diesmal flogen wir mit Royal Air Maroc und einer 737-800 um halb neun nach El Aaiun. Der Flug war angenehm und nach einem interessanten Anflug über unzählige Sanddünen, landeten wir in der Hauptstadt. Gut 200.000 Menschen leben hier inmitten der Wüste. Viele arbeiten beim Militär oder den Phosphat Minen.
Um die Stadt und Umgebung zu erkunden brauchten wir natürlich zunächst unseren Mietwagen. Hier war alles sehr unkompliziert und nach wenigen Minuten saßen wir schon im Dacia Duster. Von unserem Vermieter bekamen wir aber noch viele Dokumente mit dem Hinweis, was wir alles zeigen müssen, falls wir in eine der zahlreichen Polizeikontrollen geraten. Natürlich mussten wir auch diesen erst einmal Volltanken. Nachdem wir auch noch ausreichend Wasser und Proviant für die Wüstentour besorgt hatten, ging es los in Richtung Norden. Erstes Ziel war Tarfaya. Durch ein recht neues Stadttor (Polizeikontrolle ja, war aber mit anderen beschäftigt) verließen wir El Aaiun. über eine Art Autobahn ging es immer weiter nach Norden. Die Landschaft war karg, eine Felswüste, recht flach und nur in der Ferne sahen wir Sanddünen. Tatsächlich recht unspektakulär und viel zivilisierter als gedacht. Es gab sogar ständig Tankstellen. Unterwegs lag einzig der ehemalige Grenzort Tah, heute ein recht verlassender Posten.
Schließlich erreichten wir Tarfaya, eine Kleinstadt im Süden Marokkos. Bekannteste Sehenswürdigkeit ist das La Casa del Mar, eine alte Festung in Strandnähe. Der Strand selbst ist riesig und hat eine kleine Promenade, die vor Jahren neu errichtet wurde. Damals hoffte man auf viel Tourismus, nachdem eine Fährverbindung zu den Kanaren eröffnet wurde. Leider Fuhr die Fähre schon nach wenigen Wochen auf Grund und seitdem versinkt der Ort wieder in einen Dornröschenschlaf.
Genau dieses Schiff war aber unser nächstes Ziel. An der alten Verbindungsstraße in Küstennähe fuhren wir wieder südlich zurück. Dort kommt man direkt an dem Schiff vorbei. Es liegt wahrlich wie ein Geisterschiff im Meer und rostet seit 2008 vor sich hin.
Diese Straße war deutlich spannender. Sanddünen kamen bis an den Asphalt und teilweise auch darüber. Interessanterweise war hier mehr Verkehr als auf der Autobahn. Vermutlich diese auch weniger kontrolliert wurde.
Hier und da machten wir Dünenfotos und sahen sogar einige Kamele am Horizont. Schließlich kamen wir in Foum el-Oued, einem kleinen Küsten- und Urlaubsort an. Hier gab es eine neue, große Promenade und…Nein, das wars, mehr gab es nicht. Daher sind wir direkt einen Ort weiter nach El Marsa. Natürlich gibt es auch hier einen Strand, aber die Stadt ist eher ein Industriestandort mit vielen Fischereibetrieben und der großen Phosphatfabrik. In der nähe kann man auch das längste Förderband der Welt sehen.
Inzwischen hatten wir Hunger und Dank Google (achso, da es vor kurzem das schwere Erdbeben in Marokko gab, war das mobile Internet kostenlos) fanden wir das Restaurant Josefina. Ohne Onlinehilfe hätten wir den versteckten Ort nicht gefunden. Da aber auch UN Fahrzeuge vor der Tür standen, sollte es in Ordnung sein. Drinnen hatte es den Charme einer Kantine- recht typisch in vielen arabischen Ländern. Das Essen war aber sehr gut und günstig. Satt und zufrieden fuhren wir (wieder durch ein Stadttor) in die Hauptstadt zurück und sahen uns dort noch die Highlights an. Besonders der Dait um Saad, einen See mit Flamingos ist ein lohnenswertes Ziel. Das tiefblaue Wasser, mit grünen Palmen und dem rotbraunen Sand sah einfach toll aus. Leider lag hier auch sehr viel Müll herum. Bevor ich es vergesse: Das Wetter war den gesamten Tag sonnig bei gut 30 Grad. Sehr angenehm für einen Wüstenausflug.
Neben einigen grünen Plätzen, sahen wir eine Ziegenherde und eine recht moderne Stadt. Letztendlich hatten wir noch eine Stunde Zeit und wollten zur kleinen Lamsid Oase östlich der Stadt fahren, da es im Ort selber nichts besonderes mehr zu sehen gab.
Wieder lag ein Stadtor vor uns und dieses mal hielt uns ein Polizist auf. Er fragte uns nach den Dokumenten und wo wir hinmöchten. Wir gaben ihm alles und er verschwand in seiner Hütte. Nach 10 Minuten kam er wieder, fragte noch etwas und verschwand erneut. Wir standen und standen dort. Keine Ahnung warum das so lange dauerte aber langsam machte es keinen Sinn mehr weiterzufahren. Nach einer guten halben Stunde kam er dann wieder, gab uns alle Sachen zurück und entschuldigte sich vielmals, dass er uns so lange aufgehalten hatte, aber es sei nun mal sein Job. Kein Problem, aber wir erklärten ihm, da es nun schon so spät sei, dass wir direkt wenden würden und zum Flughafen müssten.
Nun mussten wir nur noch unseren Mietwagen abgeben und Bar bezahlen. Dies war dann teurer als vereinbart, da nun noch Mehrkilometer hinzukamen, die vorher nicht vereinbart waren und irgendwo in den Dokumenten klein vermerkt waren. Im Grunde kein Problem, aber ein Hinweis vorab wäre hilfreich gewesen. Zum Glück hatten wir genau noch ausreichend Bargeld. Im kleinen Terminal gab es nur zwei Abfluggates und tatsächlich auch zwei Flüge. Einer auf die Kanaren und unserer zurück nach Casablanca. Ähnlich wie der Hinflug ging es mit Royal Air Maroc und einer 737 in etwa 90 Minuten in die Metropole. Dort angekommen sind wir mit dem Shuttle gegen 23 Uhr im Hotel angekommen. Ein langer und spannender Tag, den wir in der Hotelbar ausklingen ließen.
Direkt am nächsten morgen stand wieder ein Flug auf dem Programm, doch zuerst mussten wir den kleinen Wagen zurückbringen. Dies und auch die Ausreise ging schnell und einfach. Diesmal flogen wir mit einem neuen A320neo der Tunisair über Algerien nach Tunis. Wieder hatten wir bestes Wetter und konnten die Landschaft betrachten. Nur die Landung war recht ruppig, kamen aber gut und pünktlich an. Auch hier hatten wir wieder ein Auto gebucht. Diesmal bei Hertz. Die Formalitäten dauerten etwas, aber dann waren wir auch schon auf dem Weg zum Hotel.
Das Golf Royal Hotel lag mitten im Zentrum. Eine sehr quirlige Gegend mit engen Gassen und vielen Einbahnstraßen. Dennoch kamen wir recht gut hin. Die Straße vor der Unterkunft war jedoch gesperrt und von einem Polizisten mit Maschinengewehr bewacht. (Nebenan war das Innenministerium) Leider konnten wir nicht direkt einchecken, da die Zimmer erst in einer Stunde verfügbar waren. Um die Wartezeit zu überbrücken bekamen wir ein furchtbar süßes Getränk. Wie der Name schon sagt, war die gesamte Einrichtung ans Golfspiel angelehnt. Außergewöhnlich, da es weit und breit keinen Golfplatz gab.
Nachdem wir endlich das Gepäck abladen konnten fuhren wir wieder los. Erst auf einen Hügel mit einer schönen Aussicht im Belvedere Park und dann weiter nach Karthago. Vom Amphitheater, zur Kathedrale (diese ist dauerhaft geschlossen), zu den Resten der Basilique de Damous Karita und den Thermen. Leider konnten wir diese nicht mehr besichtigen, da die Anlage früh schloss. Aber auch so konnten wir einiges interessantes sehen.
Weiter ging es zum kleinen Hafen von Sidi Bou Said. Diese Ecke ist eine der besten Wohngegenden. Dementsprechend gibt es hier auch große, schöne Villen. Etwas nördlich davon, erreichten wir unser letztes Ziel für heute. Der Gammarth Park ist recht hügelig und bietet tolle Aussichten auf die Umgebung. Leider wurde hier auch viel Müll abgeladen. Dennoch sah der Sonnenuntergang toll aus.
Nun fuhren wir aber wieder zurück zum Hotel, stellten unser Auto nebenan auf einem bewachten Parkplatz ab und liefen über die Ave. Habib Bourguiba zur Altstadt. Auf dem Weg kamen wir an der Kathedrale Hl. Vinzenz von Paul vorbei, geschlossen, aber schwer bewacht durch zwei Panzer und viele Soldaten. Weiter passierten wir das Bab al-Bahr Tor und gingen durch das Gassenlabyrinth des Basars. Wir hatten allerdings nicht damit gerechnet, dass Sonntags fast alles geschlossen ist. Bis auf wenige Souvenirläden und ein paar Cafes war nichts geöffnet. Auch kein Restaurant war zu finden und wir hatten ziemlich Hunger. Dennoch schauten wir erst noch die alte Ez-Zitouna-Moschee an. Sie beherbergt die älteste Universität des Landes.
Wieder mussten wir durch stockdunkle Gassen, erreichten aber schließlich den Place de la Victoire und den Prachtboulevard. Endlich gab es geöffnete Restaurants, allerdings auch mit heftigen Touristenpreisen und miesen Bewertungen. Ein wenig Abseits fanden wir dann das Sfax. Ein wirklich unscheinbares Restaurant, innen wie außen, das aber hervorragend bewertet war. Nachdem wir hier gute und riesige Portionen sehr günstig bekommen haben, konnten wir uns diesen nur anschließen. Pappsatt tranken wir dann noch ein Bier an der Ave. Habib und beobachteten dabei einen Filmdreh.
Da es noch nicht spät war, tranken wir ein weiteres Bier an der Hotelbar und trafen hier auf einen redseligen Deutschen, der schon seit einigen Jahren in Tunesien, genauer in Sousse mit seiner Frau lebt.
Letzter Tag der Reise. Heute wollten wir nach Hammamet. Über die Autobahn fuhren wir in Richtung Süden. Unterwegs wurden wir mal wieder von der Polizei zu Seite gewunken. Als er sah, dass wir Touristen sind, lachte er nur und wir durften weiterfahren.
Hammamet ist ein bekannter Tourismus Ort. Viele große Hotels stehen in der Umgebung an den Stränden. Das Städtchen selbst ist nett und hat ein Fort am Hafen. Von dort fuhren wir noch etwas in Richtung Osten an der Küste entlang und schauten unterwegs einen Lost Place Bahnhof der einstigen Eisenbahn an. Inzwischen gibt es keine Personenzüge mehr. Die letzten wurden hier abgestellt.
Dann hieß es schon den Rückweg antreten, den Mietwagen abgeben und einchecken. Am Flughafen war es zwingend notwendig, dass man ein vor Ort ausgedrucktes Ticket hat, damit später auch ein Stempel draufgedrückt werden konnte. So verloren wir eine gute Stunde mit herumstehen. Den Flieger erreichten wir aber noch und konnten abermals mit einem A320 neo der Tunisair zurückfliegen.
Wieder war es ein spannender Kurztrip. Nun kann die Planung für nächstes Jahr beginnen.
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