Endlich nach Island – trotz Hindernissen
Die größte vulkanische Insel Europas stand schon lange auf meiner Wunschliste. Nun sollte es endlich losgehen! Gebucht waren Flüge ab Amsterdam nach Reykjavík mit Icelandair, inklusive Parkplatz im P3-Parkhaus. Soweit schien alles organisiert – wir hatten etwa 2,5 Stunden Fahrt eingeplant und zusätzlich ausreichend Puffer. Zumindest theoretisch.
Praktisch standen wir aber in endlosen Staus, und unser Zeitpuffer schrumpfte rapide. Letztlich kamen wir exakt fünf Minuten zu spät am Check-in an – und durften nicht mehr mitfliegen. Statt Unterstützung bekamen wir lediglich eine isländische Telefonnummer in die Hand gedrückt. Der Anrufversuch? Frustrierend: Erst hingen wir 20 Minuten in der Warteschleife, dann wurde einfach aufgelegt – mehrfach. Parallel versuchten wir es über den Chat auf der Icelandair-Website. Unsere Hoffnung: ein späterer Flug am selben Tag. Doch auch nach langem Warten die Ernüchterung – kein Platz mehr, weder in Economy noch in Business. Unterstützung? Fehlanzeige.
Zurück nach Hause? Keine Option – schließlich waren Hotel und Mietwagen bereits bezahlt. Also suchten wir nach Alternativen und fanden sie: Günstiger als Icelandair buchten wir spontan mit Lufthansa – via München und anschließend mit Discover nach Reykjavík. Der Rückflug sollte über Frankfurt erfolgen. Also jetzt aber Koffer aufgeben, durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate – viel Zeit blieb nicht, dennoch diesmal klappte alles. Beide Flüge waren pünktlich und ruhig, und auch die Koffer kamen heil an. Statt am Nachmittag landeten wir zwar erst kurz vor Mitternacht in Island, aber: Besser spät als nie!
Die Mietwagenabholung bei Europcar zog sich noch etwas – nur zwei Mitarbeiter und viele wartende Kunden. Zum Glück gab es ein Nummernsystem statt einer Schlange. Die Übergabe verlief reibungslos und gegen zwei Uhr nachts kamen wir endlich im Hotel Múli an.





Erster Tag – Reykjavik, Sonne und abgesagte Wale
Nach der anstrengenden Anreise freuten wir uns auf unseren ersten richtigen Urlaubstag. Geplant war eine Walbeobachtungstour mit Elding – doch am Morgen kam die E-Mail: abgesagt wegen schlechten Wetters. Ungläubig blickten wir aus dem Fenster – strahlender Sonnenschein!
Immerhin: Es könnte um 13 Uhr noch eine spätere Tour starten. Also Hoffnung!
Nach einem sehr guten Frühstück im Hotel fuhren wir mit dem Bus zum Hafen – bequem per Kreditkarte oder Handy zu bezahlen. Eine Fahrt kostet 670 ISK (ca. 4,70 €), mit einem Tagesmaximum von drei Fahrten (sofern man dieselbe Zahlungsmethode nutzt).



Wir bummelten durch den Hafen, liefen weiter ins Zentrum, vorbei an schönen Plätzen, dem kleinen Dom und dem alten Parlament, machten Fotos am Reykjavíkurtjörn-See und erreichten schließlich die berühmte Hallgrímskirkja mit dem Denkmal Leif Erikssons. Rein konnten wir leider nicht, aber auch von außen ist die Kirche imposant.


















Dann kam die nächste Nachricht von Elding: Auch die Nachmittagstour wurde abgesagt – wieder wegen „schlechten Wetters“. Als kleine Entschädigung gab es Rabattcoupons für andere Aktivitäten. Immerhin: Das Geld für die Tour war am nächsten Tag bereits zurückerstattet.
Wir entschieden uns stattdessen für die Lava Show, hatten bis dahin aber noch etwas Zeit, mehr von Reykjavik zu entdecken. Zuvor holten wir uns bei der kleinen Bäckerei Brauð & Co eine Stärkung. Der Laden ist winzig, aber die Backwaren fantastisch – besonders der „Happy Marriage Cake“ ist sehr zu empfehlen.






Weiter ging’s durch diverse Souvenirshops und zurück ins Hafengebiet zur Show. Die Tickets kosten derzeit 6.590 ISK (ca. 45 €) und die Vorstellung dauert rund eine Stunde. Man sitzt bequem im Halbrund um eine Rampe. Nach einem kurzen Film über Island und seine Vulkane wurde es heiß: Mit Schutzbrille beobachteten wir, wie 1.100 °C heiße Lava auf die Rampe floss. Ann-Kathrin, unsere deutschsprachige Moderatorin, erklärte anschaulich die Eigenschaften der Lava und führte spannende Experimente durch. Eine sehr gelungene Show – lehrreich und unterhaltsam.




Highlight am Abend: Blue Lagoon
Der Tag hatte noch ein weiteres Highlight zu bieten: die Blue Lagoon! Wir fuhren vom Hotel dorthin, mit Badesachen im Gepäck (Eintritt ab ca. 45 €). Auf dem Weg machten wir noch einen Spaziergang im Hellisgerði Park in Hafnarfjörður. Die Stadt ist bekannt für Trolle und Elfen. In dem kleinen Park sollen auch welche Wohnen. Gesehen haben wir eine kleine Höhle und einen schönen Park. Vielleicht auch ein paar kleine Gestalten…






Die letzten Jahre war das Gebiet rund um die Lagune wegen Vulkanausbrüchen oft in den Medien. Erst zwei Wochen zuvor hatte ein neuer Ausbruch Teile von Grindavík sowie den ursprünglichen Parkplatz verschüttet – inzwischen gibt es jedoch einen neuen Schotterweg.
Der Wind frischte stark auf, und wir wurden fast ins Gebäude geweht. Beim Check-in erhielten wir Armbänder für Spinde und Konsum. Die Umkleiden sind nach Geschlechtern getrennt, mit Duschkabinen – das Duschen ist Pflicht, um die Lagune sauber zu halten.
Dann trafen wir uns wieder und stiegen ins milchig-türkise Wasser, das konstante 40 Grad hatte. Draußen waren es nur fünf Grad – drinnen war es traumhaft warm. Neben dem großen Becken gibt es Dampfbäder, Saunen, eine Grotte, eine Bar und eine Maskenstation. Im Standardpaket ist eine Silikamaske und ein Getränk (von Wasser bis Bier) enthalten. Zwei Stunden lang genossen wir das wohltuende Thermalwasser, das direkt aus einem benachbarten Geothermiekraftwerk stammt und reich an heilenden Mineralien ist – besonders wirksam bei Hautproblemen wie Schuppenflechte.






Zurück ging es wieder durch die Duschen. Besonders praktisch: Schleudermaschinen für nasse Badesachen und gratis Plastiktüten für den Rücktransport. Da es schon spät war und viele Restaurants bereits geschlossen hatten, aßen wir noch eine Kleinigkeit im Blue Café und fuhren dann entspannt zurück zum Hotel.
Zweiter Tag – Entlang der Südküste bis zur Jökulsárlón
Nach dem Frühstück hieß es wieder: Koffer packen, denn heute stand eine längere Tour an. Kurz noch ein paar Worte zum Hotel Múli: Es liegt etwa zwei Kilometer östlich der Hallgrímskirkja, bietet viele kostenlose Parkplätze und ist modern eingerichtet. Die Rezeption ist nicht immer besetzt, aber man erhält vorab Tür- und Zimmercodes zur flexiblen Anreise. Es gibt kostenlos Kaffee, Tee und Kakao, sowie Automaten mit Snacks. Die Zimmer sind klein, aber funktional und gemütlich, das Frühstück ist inklusive, reichhaltig und täglich etwas anders – sehr angenehm!







Nun starteten wir aber mit unserem Toyota Corolla Cross 4×4, ausgestattet mit Spikes, zu einer der längsten Etappen unserer Reise: gut 400 km entlang der isländischen Südküste bis zur Gletscherlagune Jökulsárlón. Die reine Fahrzeit beträgt etwa fünf Stunden – die Höchstgeschwindigkeit auf Islands Straßen liegt bei 90 km/h, auch wenn sich nicht jeder daran hält. Wir hatten aber den ganzen Tag eingeplant, denn unterwegs wollten wir viele Sehenswürdigkeiten mitnehmen.
Unser erster Stopp waren die Tröllabörn – auf Deutsch: „Trollkinder“. Dabei handelt es sich um kleine Lavaausbrüche, die aus einem unterirdischen Lavastrom stammen. In dem Gebiet gibt es insgesamt zehn davon, alle vor etwa 4500 Jahren entstanden.





Kurz darauf erreichten wir Hveragerði, bekannt für seine heißen Quellen und geothermische Aktivität. Unser Ziel dort war allerdings das kleine Shoppingcenter, in dem eine künstliche Lavaspalte ausgestellt ist – natürlich nicht echt, aber gut gemacht und eine interessante Idee. Außerdem deckten wir uns im Vínbúðin mit ein paar Snacks und isländischem Bier ein. Alkohol darf in Island nur in diesen staatlichen Geschäften verkauft werden. Im Restaurant zahlt man locker 10–15 Euro pro Bier, während es hier rund 4 Euro kostet – ein deutlicher Unterschied.


Weiter auf der Ringstraße 1 passierten wir die Orte Selfoss, Hella und Hvolsvöllur, bevor wir am Fuß des Eyjafjöll die Parkplätze zu gleich vier Wasserfällen erreichten. Vorab: Fast überall an Sehenswürdigkeiten fallen Parkgebühren von 1000 ISK (ca. 6,50 €) an. Bezahlt wird am besten mit Kreditkarte direkt am Automaten – die Parka-App funktioniert oft nicht, und auf der Website zu zahlen ist umständlich. Die Schrankenanlagen fotografieren bei Ein- und Ausfahrt das Kennzeichen, und wer nicht zahlt, riskiert hohe Strafen. Die Gebühren summieren sich zwar, aber immerhin sind die Parkplätze meist mit Toiletten ausgestattet – ein wertvoller Service in einer baumarmen Landschaft wie Island.
Seljalandsfoss war unser erster großer Wasserfall – 66 Meter hoch, mit einem Weg, der hinter dem Wasserfall entlangführt. Dabei wird man ziemlich nass, doch das Erlebnis ist einmalig. Besonders schön war das gefrorene Gras, das vom Sprühnebel mit Eiskristallen überzogen war – fast wie in einer Märchenwelt.




Auf dem Weg zum Gljúfrabúi, dem nächsten Highlight, kamen wir noch an zwei kleineren Fällen vorbei. Der Gljúfrabúi stürzt in eine kleine Höhle, und der Zugang erfolgt über nasse, rutschige Steine – hier wird man definitiv richtig nass. Doch es lohnt sich: In der Höhle zu stehen und den Wasserfall von innen zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Wir hatten Glück mit dem Timing, denn kurz nach uns kamen die großen Reisebusse.



Weiter ging es zum berühmten Skógafoss – 62 Meter hoch und 15 Meter breit. Ein mächtiger Wasserfall, dessen Wassermassen in einem dichten Vorhang zu Boden stürzen. Vor dem Fall bildete sich ein Regenbogen, und das bei erneut strahlendem Sonnenschein – wir hatten die ganze Woche über perfektes Wetter: Sonne, bis zu 10 Grad, kein Regen, aber viel Wind.



Die Ringstraße führte uns durch weite, flache Ebenen mit Lavafeldern unterschiedlichster Art. Im Hintergrund stets schneebedeckte Berge und weiße Gletscherzungen – eine unglaublich beeindruckende Kulisse.
Schließlich erreichten wir den Reynisfjara – den berühmten Black Sand Beach. Der schwarze Sand, die riesigen Basaltsäulen, die Klippen und die Höhle aus Basalt – alles wirkt dramatisch und zugleich magisch. Die Wellen aber sind gefährlich: Sie wirken harmlos, können jedoch plötzlich weit auf den Strand rollen. Immer wieder werden Touristen überrascht und ins eiskalte Wasser gezogen – mit tragischem Ausgang. Wir hielten uns entsprechend zurück, verbrachten aber eine längere Zeit dort, machten viele Fotos und genossen die Stimmung, bevor wir ins nahegelegene Vík weiterfuhren – die letzte gute Möglichkeit, sich mit Lebensmitteln einzudecken, bevor es lange nichts mehr gibt.






Die Strecke zog sich noch, aber die Vorfreude auf das Ziel ließ uns durchhalten. Am Kötlujökull vorbei sahen wir bald den riesigen Vatnajökull, Europas größten Gletscher, in der Ferne. Wir umfuhren ihn im Süden und erreichten pünktlich zum Sonnenuntergang die Jökulsárlón, die Gletscherlagune.
Dort endet die Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull in einem See. Immer wieder brechen Eisberge ab und treiben durch die Lagune Richtung Meer. Einige werden an den „Diamond Beach“ gespült – an diesem Tag fanden wir dort zwar keine Eisblöcke, aber der Sonnenuntergang über der Lagune war atemberaubend. Die Eisberge leuchteten in allen Farben, und dazwischen schwammen sogar Seelöwen. Wir konnten uns kaum losreißen – jede Perspektive wirkte wie ein Gemälde.













Als es dunkel wurde, fuhren wir die letzten zehn Kilometer zum Hali Country Hotel, unserer Unterkunft für zwei Nächte. Das Zimmer war groß, der Kaffee gratis, und die Lage direkt am Meer mit Blick auf die Gletscher machte das Hotel zu einem besonderen Ort.





Gletscherwanderung und Polarlichter
Auch hier war das Frühstück im Zimmerpreis inbegriffen, und auch dieses war hervorragend. Besonders hervorzuheben waren einige lokale Spezialitäten wie Lammpaté und Lammwurst. Gut gestärkt machten wir uns auf zu unserem heutigen Abenteuer. Für den Tag war eine Gletscherwanderung mit Arctic Adventures geplant. Wir fuhren zum Skaftafell, dem Ausgangspunkt der Touren, wo wir mit Steigeisen, Eispickeln, Harnesses und Helmen ausgestattet wurden. Die Gruppe wurde in drei Teams à 14 Personen aufgeteilt. Unser Guide gab uns eine ausführliche Einweisung in die Tour, erklärte die Sicherheitsvorkehrungen und was wir bei der Wanderung beachten sollten, bevor wir in einen großen Bus stiegen und zum Falljökull fuhren.



Nach etwa 20 Minuten Fußmarsch über Geröll erreichten wir schließlich das Eis. Ein kurzes Stück Bergauf führte uns dann direkt zum Gletscher. Hier legten wir unsere Ausrüstung an und begannen die Wanderung – der Höhepunkt des Tages. Über die eisigen Flächen gingen wir durch beeindruckende Spalten mit tiefblauem Eis und konnten faszinierende Formationen aus Schnee und Eis bestaunen. Die Wanderung dauerte zwar nur 90 Minuten, aber es war ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten die leichtere Variante der Tour gewählt, die mittlere und schwierige Touren dauern länger und führen über anspruchsvollere Routen. Doch für uns war diese Tour genau richtig. Unser Guide war fantastisch, erklärte alles sehr anschaulich und führte uns mit einer tollen Mischung aus Humor und Wissen sicher über den Gletscher.
Nach der Tour ging es zurück zum Ausgangspunkt, wo wir die Ausrüstung zurückgaben und uns von unserem Guide verabschiedeten.











Svartifoss
Als nächstes stand der Besuch des Svartifoss auf dem Plan. Der Wanderweg führte uns etwa zwei Kilometer leicht bergauf zu einem atemberaubenden Wasserfall, der über Basaltsäulen herabstürzt – eine ganz andere, einzigartige Szenerie im Vergleich zu den anderen Wasserfällen, die wir bisher gesehen hatten. Leider nahm der Wind erheblich zu, sodass der Weg schwieriger wurde. Wir entschieden uns daher, nicht bis zum Ende zu laufen und genossen den Ausblick auf den Wasserfall aus etwas Entfernung.






Mit diesen tollen Eindrücken fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir auch zu Abend aßen. Auf der Speisekarte standen Lamm aus eigener Zucht und isländischer Wandersaibling (Arctic Char) – beides ein wahres kulinarisches Highlight. Die Küche des Hotels ist wirklich herausragend.






Polarlichter
Ein letzter Höhepunkt erwartete uns dann in der Nacht: Der Himmel war von einer beeindruckenden Polarlichter-Show erleuchtet. Über uns hingen grün-rote Vorhänge, die sich mit faszinierenden Farben über den Nachthimmel zogen. Ein unvergessliches Erlebnis! Natürlich versuchten wir, dieses Spektakel mit der Kamera einzufangen, und einige der Aufnahmen sind wirklich gut geworden.





Rückfahrt an der Südküste
Unser Weg führte erneut über die kleine Hängebrücke am Diamond Beach. Wir passierten die beeindruckenden Gletscherzungen des Vatnajökull und hielten zunächst an einer Tankstelle – der Tank war fast leer. Keine Sorge: In Island gibt es regelmäßig Zapfsäulen, oft allerdings nur eine pro Station. Man zahlt immer mit Kreditkarte am Automaten. Die Sprache des Displays lässt sich meist auf Englisch, Deutsch, Französisch oder Polnisch umstellen. Nach Auswahl von Spritsorte und Säulennummer wird ein Betrag von bis zu 30.000 Kronen vorab geblockt. Die Quittung kann man bei Bedarf ausdrucken. Der Benzinpreis lag zwischen 285 und 320 Kronen pro Liter, je nach Anbieter.




Unsere erste Sehenswürdigkeit war ein unscheinbares, aber bewegendes Denkmal aus verbogenen Stahlträgern. Es erinnert an den Ausbruch des Vulkans Grímsvötn im Jahr 1996, bei dem Schmelzwasser mit einer Flutgeschwindigkeit von 50.000 m³ pro Sekunde ins Tal schoss und dabei Dämme, Straßen und Brücken zerstörte – unter anderem die 376 Meter lange Brücke Gígjukvísl. Die nahegelegene Brücke über den Fluss Súla blieb hingegen verschont. Einige Touristen ließen hier Drohnen steigen. Wer das in Island tun möchte, sollte sich vorher gut informieren: Drohnenaufnahmen dürfen ohne Genehmigung nicht online veröffentlicht werden. Die Kosten beginnen bei 5.500 Kronen, für Nationalparks sind teils zusätzliche, teure Genehmigungen nötig.



Weiter ging es mit kurzen Stopps am malerischen Wasserfall Foss á Síðu und den faszinierenden Basaltsäulen von Dverghamrar. Unser nächstes Ziel war die berühmte Schlucht Fjaðrárgljúfur. Trotz vieler Besucher verteilte sich die Menge gut auf dem Weg entlang der Aussichtsplattformen. Man startet am südlichen Ende und folgt dem Pfad bergauf zu verschiedenen Aussichtspunkten. Besonders eindrucksvoll ist der Blick auf den Wasserfall, der am Ende der Schlucht in die Tiefe stürzt – bei gutem Wetter ein echtes Highlight.











Die Fahrt führte uns weiter durch weite Lavasteinfelder bis nach Vík. Dort legten wir eine Mittagspause am schwarzen Sandstrand Víkurfjara ein, mit Blick auf die markanten Felsformationen des Reynisfjara. Das Wetter war so angenehm, dass sogar ein T-Shirt ausreichte. Frisch gestärkt umrundeten wir die Lagune und fuhren zum Dyrhólaey – dem südlichsten Punkt Islands. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick auf das Meer und die spektakulären Felsbögen. In den Sommermonaten nisten hier zahlreiche Papageientaucher.







An der historischen Stätte Drangurinn í Drangshlíð stoppten wir erneut, um uns die alten, in den Fels gebauten Häuser anzusehen. Der überhängende Felsen verstärkt den Schall auf besondere Weise. Nur wenige Minuten weiter liegt Rútshellir – ein weiteres, restauriertes Höhlenhaus, das besichtigt werden kann.






Kurz darauf erreichten wir den Eyjafjallajökull-Infopoint. Dort wird anschaulich erklärt, was sich beim Ausbruch des gleichnamigen Vulkans 2010 ereignete. Ein Geopfad zeigt verschiedene Gesteinsarten, die damals ausgestoßen wurden.


Es gäbe noch viel mehr zu sehen, doch die Zeit drängte. In Selfoss erledigten wir noch ein paar Einkäufe, bevor wir zu unserer Unterkunft im Golden Circle aufbrachen. Die Eyvik Cottages – fünf neue, komfortable Häuschen auf einer Farm – wurden unser Zuhause für die letzten Tage. Sie bieten Privatsphäre, aber kein Gefühl der Einsamkeit. Der Ausblick von der Terrasse reicht über weite Ebenen bis hin zu schneebedeckten Bergen – einfach traumhaft. Jedes Häuschen ist mit Hot Tub, Gasgrill, Bad, Schlafzimmer und einer voll ausgestatteten Wohnküche ausgestattet – inklusive Fernseher und schnellem WLAN.







Nach dem Einrichten kochten wir gemeinsam und wurden in der Nacht erneut mit Polarlichtern belohnt – diesmal sogar noch intensiver und farbenfroher.





Schnorcheln zwischen den Kontinenten
Am nächsten Morgen schliefen wir etwas länger und starteten gemütlich in den Tag. Für den Mittag hatte ich eine Schnorcheltour in der Silfra-Spalte im Þingvellir-Nationalpark gebucht – etwa 45 Minuten Fahrt entfernt.
Þingvellir ist nicht nur geologisch beeindruckend – hier treffen die nordamerikanische und eurasische Kontinentalplatte aufeinander und driften jährlich um 2–3 cm auseinander – sondern auch historisch bedeutsam: Bereits im Jahr 930 tagte hier das Althing, eines der ältesten Parlamente der Welt. Auch 1944, bei der Ausrufung der Republik Island, war dieser Ort zentral. Heute steht hier auch die Sommerresidenz des Premierministers.
Die Silfra-Spalte ist bis zu 63 Meter tief und mit glasklarem Schmelzwasser des Langjökull-Gletschers gefüllt. In ihr zu schnorcheln oder zu tauchen ist ein einmaliges Erlebnis – man bewegt sich buchstäblich zwischen zwei Kontinenten. Ich hatte die Tour bei Arctic Adventures gebucht (18.100 ISK ≈ 125 €). Nach einer kurzen Einweisung wurden wir mit Trockentauchanzügen ausgestattet und begaben uns zum Einstiegspunkt. Unser Guide Jampy aus Italien erklärte uns nochmals alles Wichtige. Dann ging es hinein in das eiskalte Wasser – und los.
Das Wasser war kristallklar, die Farben leuchteten in Türkis, Blau und Grün. Es war still, friedlich, magisch. Ich bin früher viel getaucht, aber so ein Erlebnis hatte ich noch nie. Nach gut 30 Minuten endete das Schnorcheln – zu früh, wie es mir schien. Zum Aufwärmen gab es Kakao und Kekse, bevor wir zurück zur Unterkunft fuhren.





Am Abend besuchten wir Þingvellir erneut – diesmal bei goldenem Licht und mit deutlich weniger Besuchern. Ab 18 Uhr ist das Parken kostenlos. Wir spazierten zur Sommerresidenz, besuchten die kleine Kapelle, erkundeten die Almannagjá-Schlucht und genossen die Aussicht vom höchsten Punkt über das weite Tal bis zum Þingvallavatn. Für mich einer der schönsten Orte in Island.
Zum Abschluss wanderten wir noch bis zum Öxarárfoss – ein kleiner, aber kraftvoller Wasserfall. Zurück im Cottage ließen wir den erlebnisreichen Tag entspannt im Hot Tub ausklingen.














Der letzte volle Urlaubstag
Unser letzter voller Urlaubstag stand an – heute wollten wir den restlichen Golden Circle erkunden. Diese beliebte Route liegt etwa eine Stunde von Reykjavík entfernt und bietet auf engem Raum viele Highlights Islands.
Geysirpark
Früh am Morgen fuhren wir zum Geysirgebiet Haukadalur. Wer den Massen entgehen will, sollte vor 10 Uhr oder am Abend kommen, wenn die Busse wieder abgefahren sind. Bis auf den Gullfoss müssen an fast allen Stationen Parkgebühren oder Eintritt gezahlt werden.
Im Geysirpark gibt es viele dampfende und brodelnde heiße Quellen in verschiedenen Größen – das absolute Highlight ist aber der Strokkur. Etwa alle 5–10 Minuten schießt hier eine bis zu 30 Meter hohe Wasserfontäne in den Himmel. Der ursprüngliche Geysir, der allen anderen ihren Namen gab, ist inzwischen weitgehend inaktiv. Die seismische Aktivität in der Region hat das Verhalten der Quellen über die Jahre immer wieder verändert.





Gullfoss – Der „goldene Wasserfall“
Als Nächstes stand der Gullfoss auf dem Programm – Islands berühmtester Wasserfall und Namensgeber des Golden Circle. Es gibt zwei Ebenen zur Besichtigung: oben ist der Wind oft stürmisch, aber die Aussicht spektakulär; unten ist es windgeschützter und man kommt näher ans tosende Wasser heran. Auch hier gibt es inzwischen ein großes Besucherzentrum mit Restaurant und Souvenirshop. Die Preise sind allerdings gesalzen: ein Stück Kuchen kostet etwa 10 Euro, ein Sandwich rund 17 Euro. Immerhin konnten wir uns beim Bummeln durch den Shop wieder etwas aufwärmen.




Brúarhlöð & Brúarárfoss
Auf dem Weg zum Brúarárfoss machten wir einen kurzen Abstecher zum Brúarhlöð, wo der Fluss Hvítá durch enge Gesteinsformationen fließt. Für den kleinen Parkplatz dort soll man zwar 1.000 Kronen zahlen, doch viele halten einfach kurz an der Straße.
Danach ging es über eine 3 km lange Schotterpiste zum Brúarárfoss. Auch hier wird eine Parkgebühr (750 Kronen) fällig – trotz fehlender Infrastruktur. Der Wasserfall selbst ist allerdings wunderschön: Von einer kleinen Brücke aus hat man den besten Blick auf das türkis schimmernde Wasser, das sich über dunkle Felsen ergießt. Auch wenn wir auf der Reise schon viele Wasserfälle gesehen hatten, war dieser ein stimmungsvoller Abschluss.





Kerið-Krater
Am Nachmittag besuchten wir als letzte große Station den Vulkankrater Kerið. Der Eintritt kostet 600 Kronen. Ein Rundweg führt über den Kraterrand und bietet tolle Blicke auf den grünblauen Kratersee in der Mitte der Caldera. Die benachbarten Krater gehören zur Tjarnarhólar-Reihe, deren letzter Ausbruch etwa 5.000 Jahre zurückliegt. Kerið selbst ist 55 Meter tief, der See darin rund 10 Meter.





Abend in Selfoss & am Meer
Zurück in Selfoss suchten wir ein Restaurant. Da vieles bereits geschlossen war, entschieden wir uns für Fish & Chips bei Pylsuvagninn. Der Fisch war gut, die Pommes eher mittelmäßig – vielleicht wäre der Hotdog die bessere Wahl gewesen. Eine Portion kostete etwa 19 Euro.
Die Innenstadt wurde nach historischem Vorbild neu aufgebaut – bislang stehen nur einige Gebäude um einen Platz, doch das Viertel soll noch wachsen. Die Umsetzung ist hübsch, erinnert allerdings etwas an ein Themenpark-Ambiente. Kurios: Am Parkautomaten ließ sich kein Ticket kaufen – dafür wurde Werbung für Apple-Produkte angezeigt. Offenbar war hier etwas falsch konfiguriert.






Zum Abschluss fuhren wir in das ruhige Küstendorf Eyrarbakki. Hier entdeckten wir eine interessante Besonderheit: Von diesem Punkt aus führt eine gerade Linie ohne Landunterbrechung direkt bis zum Südpol.
Zurück in unserer Unterkunft ließen wir den letzten Abend gemütlich im Hot Tub ausklingen.




Abreise & letzte Eindrücke
Am nächsten Morgen hieß es wieder Koffer packen – der Rückflug stand bevor. Zuvor wollten wir aber noch die Reykjanes-Halbinsel erkunden, wo auch der internationale Flughafen liegt.
Grindavík & Gunnuhver
Unsere Route führte uns über Þorlákshöfn nach Grindavík. Einst ein Ort mit knapp 4.000 Einwohnern, ist er heute fast menschenleer – nach den Vulkanausbrüchen 2023 und 2024 wurde der Ort evakuiert. Viele Häuser stehen leer, einige sind umzäunt. Die bedrückende Atmosphäre veranlasste uns, keine Fotos zu machen und schnell weiterzufahren.
Stattdessen hielten wir bei den Thermalquellen von Gunnuhver. Hier erzeugen heiße Quellen dichte Dampfwolken und versorgen ein nahegelegenes Geothermiekraftwerk. Ein faszinierender Ort. Wer mehr Zeit hat, kann auch noch zu einem Leuchtturm oder den nahegelegenen Klippen wandern.





Brücke zwischen den Kontinenten
Letzter Halt war die „Brücke zwischen den Kontinenten“. Der Name klingt spektakulärer als die Realität – die kleine Brücke überspannt eine fünf Meter tiefe Schlucht, die durch die Drift der eurasischen und nordamerikanischen Kontinentalplatten entstanden ist. Dennoch ist es nett, ein paar Fotos zu machen, wie man „auf zwei Kontinenten steht“. Ein frisch abgesperrtes Erdloch auf dem Weg zum Parkplatz erinnerte uns ein letztes Mal daran, wie aktiv Island geologisch ist.





Rückflug
Nach dem Tanken gaben wir das Auto am Flughafen problemlos zurück. Es war kaum etwas los, und so verliefen Check-in und Sicherheitskontrolle reibungslos. Der Flug startete überpünktlich. Auch beim Umstieg in Frankfurt klappte alles gut, und in Amsterdam angekommen, konnten wir trotz späterer Rückgabezeit unser Auto ohne Aufpreis abholen – sehr fair.
So ging eine faszinierende Islandreise zu Ende. Was mit Stress begann, endete in Ruhe, Staunen und bleibenden Eindrücken.







- Flüge mit Lufthansa ab Amsterdam via München bzw. Frankfurt Nach Reykjavik 445€ /Person
- Unterkünfte:
- Hotel Muli in Reykjavik 155€/Nacht
- Hotel Hali 205€/Nacht
- Eyvik Cottages 195€/Nacht
- Auto über Holidaycheck bei Europcar gebucht, Kategorie SUV Automatik 4×4, 350€ für die Woche, inkl. Versicherung
- Ausflüge:
- Blaue Lagune 45 €
- Ausflüge:
- Lava Center 45€
- Gletschertour 86€
- Schnorcheln 124€
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