Kaukasus in 4 Tagen

Tag zwei und wir wollten erst einmal nach Armenien. Aber zuvor sind wir zum Bahnhof gefahren um Tickets nach Baku in Aserbaidschan zu kaufen. Die kosten in der ersten Klasse ca 35 Euro und können nicht online bestellt werden. Aber die Dame an der Kasse sprach deutsch und englisch und so war alles sehr einfach.

Zur Grenze im Süden bei Sadakhlo fährt man knapp zwei Stunden. Extra für den Grenzübertritt haben wir eine notarielle Urkunde für das Auto bekommen (80 Euro). Wir hatten uns vorher informiert, wie der Grenzübertritt abläuft und die wildesten Geschichten gelesen von Versicherungsabzockern und anderem. Wir wähnten uns also gut vorbereitet. Dort angekommen waren auch nur wenige Autos vor uns. Alle Mitfahrer müssen vorher aussteigen und zu Fuß in einem Gebäude die Grenze passieren. Nur der Fahrer darf im Auto bleiben. Nun war ich endlich an der Reihe und übergab die Dokumente. Der Beamte telefonierte die ganze Zeit nebenbei und schaute alles durch. Dann sollte ich ihm noch eine Karte geben. Ich hatte keine Ahnung was er meint. Also rief er einen anderen dazu, der dann ins Englische übersetzte. Eine Karte, quasi ein Fahrzeugschein, fehlt und ohne den darf ich nicht ausreisen. Na super. Ich durchsuchte dann noch alle Fächer, aber er tauchte nicht auf. Uns blieb nichts anderes übrig als wieder eine halbe Stunde zurück in die nächste Stadt zu fahren, denn dort gab es kostenloses Wifi in einem Supermarkt. Direkt vor dem Laden konnten wir parken und dem Vermieter per Whatsapp schreiben. Nach ein paar Minuten kam die Antwort, dass die gesuchte Karte unter der Sonnenschutzblende ist. Oh man! Das war so ziemlich der einzige Platz an dem wir nicht gesucht hatten. Hätte er uns auch mal bei der Übergabe sagen können. So haben wir wieder fast zwei Stunden verloren.

Also wieder zurück zur Grenze und diesmal klappte die Ausreise problemlos. Ein paar hundert Meter weiter kam dann die Einreise nach Armenien. Dort wieder alle Dokumente abgeben, Beifahrer raus und warten. Wieder war alles ok nur sollte ich nun an der Seite in ein Gebäude gehen und ein Dokument stempeln lassen. Es gab 4 Schalter, 3 Männer die nur am Handy spielten und eine Frau die alles bearbeitete. Davor ein wüster Haufen mit drängelnden Leuten. Schließlich war ich dran und bekam das Dokument. Sogar auf deutsch erklärte sie mir, dass ich das nicht verlieren darf, ansonsten kann ich den Wagen nicht wieder ausführen.

Dann konnten wir auch weiter fahren. Wir mussten weder etwas zahlen, noch wurden wir von irgendwelchen Leuten wegen einer Versicherung angesprochen. Also alles viel einfacher als erwartet.

In Armenien wollten wir ein paar Klöster anschauen, die nicht weit von der Grenze entfernt sind: Akthala, Kusanats Anapat und Odsun. Alle gehören zum Weltkulturerbe und man sollte auch keine auslassen. Die Straßen sind abenteuerlich, aber auch mit einem normalen Auto zu bewältigen. Hier zeigt sich auch die Natur von einer atemberaubenden Seite. Einerseits Hochebenen auf gut 1200m, umringt von deutlich höheren Bergen und andererseits tiefe Canyons. Davon wollten wir uns auch noch einen anschauen. Der Dzogaret Canyon ist an die 300m tief und schneidet sich durch das Land. Es gibt keine Besucherplattformen oder ähnliches, sondern kann einfach zur Abbruchkante (z.B. bei Agarak) spazieren. Das war schon sehr beeindruckend.

Nun machten wir uns wieder auf den Rückweg. Bis Tiflis lagen ja noch an die dreieinhalb Stunden  vor uns. Die Ausreise war noch schneller als die Einreise. Das “wichtige Dokument” sammelte einer vor der Grenze schon ein und es interessierte nicht wirklich. Stempel in den Pass und schon konnten wir weiter.

Wieder in Tiflis schauten wir uns dann mal die Umgebung an. Besonders die am Abend toll beleuchtete Friedensbrücke ist ein Highlight. Man könnte auch mit der Seilbahn zur Festung Narikala hochfahren, aber das haben wir auf den nächsten Tag verschoben. Nach einem kleinen Rundgang aßen wir im Smart Pub zu Abend. Ein kleines Restaurant mit mehreren unterirdischen Etagen. Das Essen war gut und günstig. Es gab diverse lokale Spezialitäten wie zum Beispiel Khinkali. Das sind kleine gefüllte Teigtaschen.